Eduard Rudolph setzt sich in 52, innerhalb eines Jahres verfassten, kurzen Kapiteln, die wie die Sätze eines Musikstücks Themen der Nähe, Loslösung, Verletzung und Entfremdung aufscheinen lassen, mit dem Leben seiner zwanzig Jahre zuvor verstorbenen Mutter auseinander. Dabei begegnet er sich immer wieder selbst, und längst vergessene Erinnerungen, Gefühle, Hoffnungen, Fragen und Ängste treten während des Schreibens zutage.
Die unbändige Kraft, die betörende Schönheit und das immerwährende Geheimnis der Natur gewinnen in der sprachlichen Strenge und Knappheit der Haiku an Intensität, Sinn, Dichte und innerem Leuchten. Während das Jahresrad sich dreht, verschmelzen im Angesicht der aufscheinenden und erlöschenden Landschaftsbilder Wahrnehmung und Gefühlswelt. Die Haiku von Eduard Rudolph sind in einer Zeitspanne von drei Jahrzehnten in der Urschweiz, dem Sihltal und der Toskana entstanden.